bbw Wirtschaftstag - Bildung als Wettbewerbsfaktor
Praxisnahe Bildung schafft für Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile. Weil das so ist, stand sie beim diesjährigen Wirtschaftstag des Bildungswerks der Wirtschaft in Berlin und Brandenburg (bbw) im Mittelpunkt von Fachvorträgen, Projektpräsentation und Gesprächen. "Der entscheidende Maßstab für unsere Bildungsangebote ist der, den die Firmen anlegen. Wir können bei solchen Veranstaltungen unseren strategischen Partnern und Kunden zeigen, dass wir in der Lage sind, Bildung genauso zu konzipieren und anzubieten, wie sie in dieser und künftigen Arbeitswelten und zur beruflichen Integration von Geflüchteten und Migranten z.B. gebraucht wird", sagt Dr. Forner, der bbw Geschäftsführer. Deshalb "freut es mich, wenn es uns hier gelingt, uns mit unseren Partnern über ihre Vorstellungen auszutauschen und sowohl arbeitsmarkt- oder bildungspolitische, aber auch betriebliche Perspektiven von Aus- und Weiterbildung zu beleuchteten."
Dazu konnte das bbw am 23. Mai 2015 im Berliner Haus der Wirtschaft wie bereits in den vergangenen Jahren beim Ausbildungstag, beim Gesundheitstag oder im vorigen Jahr beim Zuwanderungstag viele langjährige Partner aus der regionalen Wirtschaft, von öffentlichen Auftraggebern, Vertreter aus Politik, Kultur und Wissenschaft begrüßen. Unter ihnen der Staatssekretär für Wirtschaft, Technologie und Forschung des Berliner Senats, Henner Bunde, der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg, Christian Amsinck, Geschäftsführer, Vorstände, Personalentwickler von Branchenverbänden, namhaften Firmen wie Bombardier, Gegenbauer, Biotronik, Frisch & Faust bis hin zu Start-ups.
Als erster Redner gab Stefan Schönholz, der bbw Vorstandsvorsitzende, den Auftakt, indem er die Doppelstrategie des bbw erläuterte. Sie hat das Ziel, einerseits für die Unternehmen passende Bildungsangebote zu konzipieren und andererseits mit geeigneten Ausbildungen, Umschulungen, Weiterbildungen und Studiengängen Schulabgängern, Berufseinsteigern und Arbeitsuchenden eine berufliche Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen. Er machte deutlich, wie das bbw z.B. über seinen "Beirat für Bildungsdienstleistungen" wichtige Informationen für die Aus- und Weiterbildung aufnimmt und seine Bildungskonzepte durch die Wirtschaft prüfen lässt, damit sie bedarfsgerecht am Markt positioniert werden können. Im Zusammenhang mit der Aufgabe der beruflichen Integration von Geflüchteten und einer möglichst lückenlosen Ausbildung von Jugendlichen aus der Region, die trotz erheblicher Mühen keinen Ausbildungsplatz finden, verwies er auf die neue gemeinsame Initiative von bbw, UVB, Innungen und ihren Bildungsinstitutionen, erstmals alle eigenen Ausbildungskapazitäten zu erfassen und die Kräfte zu bündeln. "Damit ist den Akteuren dieses Wirtschaftskonsortiums zum ersten Mal etwas gelungen, das auch die Bildungswerke anderer Bundesländer mit großem Interesse verfolgen", sagt Stefan Schönholz.
Staatssekretär Henner Bunde legte den Focus seiner Rede auf die aktuelle Bildungspolitik und nannte Bildung als zentralen Wettbewerbsfaktor für die Wirtschaft. Er unterstrich die Bedeutung einer umsichtigen Fach- und Führungskräfteentwicklung für Unternehmen auch angesichts der enormen Halbwertzeit von Wissen. "Ohne kluge Köpfe sind Unternehmen den modernen Herausforderungen nicht gewachsen". Er zitierte Benjamin Franklin, der sagte: "Investitionen in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen." Insofern lobte er mit Blick auf die Hauptstadt Berlin die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre, in denen Berlin gegenüber den anderen Bundesländern deutlich aufgeholt hätte und prognostizierte für 2016 ein Wirtschaftswachstum von bis zu 2,5 %. Er ermutigte nicht nur Unternehmen mit Fachkräftemangel zur Ausbildung, um eigenen Nachwuchs heranzubilden und möglichst langfristig zu binden und betonte wie wichtig die Zusammenarbeit von Schulen und Wirtschaft für den Erfolg der Ausbildung sei. Staatssekretär Bunde resümiert: "Die Ausbildung und Weiterqualifizierung der in Berlin lebenden und arbeitenden Menschen ist ein Schlüsselfaktor für die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Berlin und eine Voraussetzung für die Bewältigung der Aufgaben, die sich aus dem wirtschaftlichen und demografischen Wandel ergeben. Aus diesem Grund begleitet die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung seit vielen Jahren erfolgreich u.a. mit der Förderung aus der Gemeinschaftsaufgabe zur "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW) eine Vielzahl von Infrastrukturvorhaben, die das Ziel haben, optimale Rahmenbedingungen für die gewerbliche Wirtschaft zu schaffen und die vorhandenen Rahmenbedingungen für die Ausbildung zu verbessern."
Christian Amsinck (UVB), sprach über die entscheidenden Herausforderungen der Zukunft für die Wirtschaft und konzentrierte sich hier neben der Demografie vor allem auf die Digitalisierung als Motor für absehbar radikale Veränderungen der Arbeitsprozesse und -bedingungen. Er forderte übergreifende Ideen und Konzepte, die diese Entwicklung bildungs- und arbeitsmarktpolitisch begleiten könnten. Er stellte als ein Instrument das UVB Digitallabor für die Mitglieder und regionale Start-ups vor, das große und kleinere, erfahrenere und unerfahrenere Unternehmen zusammenbringen und unterstützen könne. Hier entwickelten Arbeitsgruppen Strategien zur Digitalisierung der Unternehmen und auf der elektronischen Plattform "Teamlike" könnten sich die Akteure mit ähnlichen Interessen und Zielen finden und vernetzen. Hier gebe es auch einen Expertenpool mit bereits bestehenden Kontakten zu Digital Units der Hauptstadtregion und zu Fachleuten mit speziellen Kompetenzen.
Über die konkreten Wege, den Fachkräftebedarf bei der Frisch & Faust Tiefbau GmbH zu decken, spricht ihr Geschäftsführer und Firmenmitbegründer, Thomas Frisch. Sein Betrieb sei in einer für Schüler vermeintlich unattraktiven Branche tätig, dabei gebe es im Unternehmen hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten. "Wir erleben heute, dank unserer Rekrutierungs- und Ausbildungsstrategie, dass Mitarbeiter, die wir vor 10 Jahren selbst ausgebildet haben, zu unverzichtbaren Leistungsträgern geworden sind. Die Strategien seines Unternehmens zur Zukunftssicherung seien "über Jahre gewachsene Ausbildungspartnerschaften und die Mitarbeit in Ausbildungsnetzwerken wie dem Berliner Netzwerk für Ausbildung, die Arbeit in Prüfungsausschüssen und Gremien der Kammern und eine intensive, direkte Werbung auf Messen, die Organisation von Ausbildungstagen, Infoveranstaltungen in den Schulen, die Teilnahme an Azubi-Castings, der Einsatz von Street-Promotern. Seit fünf Jahren würden beim "Tag der Baustelle" die Berufsbilder gezeigt. So könnten Jugendliche sehen, dass überwiegend mit spannender Technologie und teurer Technik gearbeitet würde, statt mit Schaufel und Hacke.
Auf einem anschließenden moderierten Rundgang besuchten die Gäste des bbw Wirtschaftstages die 15 Messestände des bbw. Hier hatten sie die Gelegenheit, sich über gemeinsame Projekte und Initiativen von bbw und Wirtschaft zu informieren.
Der bbw Wirtschaftstag bot auch den geeigneten Rahmen, für die Würdigung des bbw Geschäftsführers Dr. Andreas Forner, zu seinem 25. Firmenjubiläum. Der bbw Vorstandsvorsitzende Stefan Schönholz gratulierte im Namen des Vorstands und machte die besonderen Verdienste Dr. Forners um die Entwicklung der bbw Gruppe deutlich und verwies dabei besonders auf den Ausbau des Standortnetzes mit 37 Standorten in Berlin und Brandenburg, auf die Etablierung der bbw Hochschule mit mehr als 1.200 Studierenden als Privathochschule Nr. 1 in der Region und den Export des bbw Ausbildungsmodells nach China, wo die bbw VES Ltd. als Tochterfirma des bbw an bereits fünf Standorten junge Chinesen für deutsche und ausländische Firmen praxisbezogen ausbildet.