Als Medizinische Fachangestellte habe ich eine Beschäftigung gefunden, für die ich lebe.

Guten Tag, Frau Bürger! Stellen Sie sich doch bitte kurz vor.

Hallo! Mein Name ist Christine Bürger. Ich bin 36 Jahre alt und ursprünglich gelernte Floristin. Momentan absolviere ich meine Umschulung zur Medizinischen Fachangestellten an der bbw Akademie.


Die Corona-Pandemie beherrscht aktuell alle Diskussionen, medizinische Berufe rücken stärker in den Vordergrund. Hat sich Ihre Einstellung zu dem Berufsbild durch diese Krise verändert?

Nein, im Gegenteil - ich liebe diesen Beruf nach wie vor. Als Medizinische Fachangestellte habe ich eine Beschäftigung gefunden, für die ich lebe. Ich kann Menschen helfen, und meine Arbeit macht mir nach wie vor genauso viel Spaß wie schon vor Corona. Was sich verändert hat, ist natürlich mein Privatleben und das ganze Drumherum - systemrelevant bedeutet natürlich, dass man sich aktuell zerteilen muss. Kind und Kegel, Haushalt, Arbeit, Schule - das alles jetzt unter einen Hut zu bekommen, ist schwierig.


Was macht den Beruf der Medizinischen Fachangestellten für Sie aus?

Ich habe gemerkt, dass ich sehr gerne helfe und zur Seite stehe - egal, ob nun mit Medizin oder mit Worten. Das ermöglicht mir dieser Beruf. Mein Wissen ist aktuell natürlich noch nicht vollständig, es gibt noch viel zu lernen. Aber ich lerne sehr gerne - vor allem in unterschiedliche Richtungen.


Wie empfinden Sie die aktuelle Online-Lernsituation?

Ich finde es gut, dass die Schule das doch relativ schnell lösen konnte. So sitzt man nicht "dumm" daheim, sondern bekommt etwas an die Hand. Für mich ist die Situation gerade in den eher trockenen Fächern wie "Wirtschaft und Soziales"- nicht unbedingt mein Lieblingsfach - eigentlich recht vorteilhaft, da ich mich in Ruhe mit dem Stoff beschäftigen konnte. Für den medizinischen Teil der Lehre ist die Überbrückung zwar gut, aber für mich ist das nichts für immer. Ich könnte die Umschulung auf diesem Online-Niveau nicht durchführen. Mir fehlt der Frontalunterricht, das Angesicht-zu-Angesicht, die Möglichkeit, eine direkte Frage zu stellen.


Gibt es aktuell Lücken im Bildungsplan?

Lücken sind nicht entstanden. Wir müssen tatsächlich relativ lange daheim lernen. Inzwischen dürfen wir ja wieder gestaffelt kommen und können Probleme vor Ort klären. Für mich war die Situation in Ordnung, ich kam gut klar und konnte die Aufgaben immer lösen.


Dann freuen Sie sich sicherlich auf das persönliche Wiedersehen mit den anderen Umschülern?

Ja, definitiv.


Sie haben ja eingangs erwähnt, dass Sie eigentlich gelernte Floristin sind. Warum haben Sie sich für eine Umschulung entschieden?

Diese Entscheidung kam bei mir eigentlich recht zeitig. Ich habe meine Ausbildung ganz normal nach der Schule abgeschlossen. Als dann mein erstes Kind da war, habe ich bereits gemerkt, dass sich der Beruf der Floristin aufgrund der Arbeitszeiten sehr schwierig gestaltet. Für ein Arbeiten in Teilzeit hätte das Geld nicht ausgereicht. Ich mochte den kreativen Teil des Jobs sehr gerne, trotzdem hat es mich am Ende nicht erfüllt. Ich merkte also relativ schnell, dass dies nicht der Beruf ist, den ich machen möchte, bis ich alt bin.

Deswegen habe ich mich auch recht zeitig um eine Umschulung bemüht. Das hat jedoch viele Jahre nicht funktioniert. Ich habe mich durchgeschlängelt und noch viele Jahre als Floristin gearbeitet, auch mit Kindern. Bestimmte Dinge konnte ich jedoch nicht machen - Spätschichten zum Beispiel oder Großmärkte anfahren. Zwischendurch war ich sogar Teamleiterin in einem Callcenter, weil ich nach einer Aufgabe mit Verantwortung gesucht habe. Aber währenddessen habe ich eigentlich die ganze Zeit um einen medizinischen Beruf gekämpft.


Also ist der helferische Aspekt des Gesundheitsberufes, den Sie am meisten schätzen?

Ja, definitiv. Mein Wunsch war es immer, ein Jahr nach Afrika zu gehen und Aufbauhilfe zu leisten. Hierzu ist es natürlich hilfreich, eine medizinische Ausbildung zu haben. Wenn man das nötige Know-How hat, kann man vor Ort Welten bewegen. Diesen Wunsch habe ich nicht verworfen - vielleicht klappt es, wenn die Kinder etwas größer sind.


Wie sind Sie auf das bbw gestoßen?

Hauptsächlich durch das Internet - ich habe viel recherchiert, mir viele Schulen angesehen und bin dann letzten Endes hier gelandet. Für mich ist es relativ nah, denn ich wohne direkt im Zentrum von Köpenick. Von den Zeiten hat es super gepasst, und ich mag das Ambiente vor Ort sehr. Ich habe stets das Gefühl, hier in Ruhe lernen zu können, das ist für mich sehr angenehm.


Wenn Sie die Wahl hätten, würden Sie Ihre Umschulung nochmal bei uns beginnen?

Ja, denn ich fühle mich angekommen. Wenn ich hier herkomme, gibt es stets jemanden, der ein offenes Ohr hat - egal, welche Probleme auftreten, selbst wenn es die privaten sind. Gerade jetzt in der Krise merkt man, dass die Schule sehr nah an der Seite der Schüler ist und uns hilft, diesen Weg zu beschreiten. Gerade ich habe aktuell das Problem der Kinderbetreuung, mein Notbetreuungsplatz ist auf das Minimalste begrenzt. Die Schule hilft mir, das gut mit der Arbeit zu regeln, sodass keine Fehltage anfallen. Das sehr Persönliche, Freundliche dieser Umschulung - ich glaube, das hat man nicht überall. Früher waren Lehrer für mich immer weit weg und fremd, so nach der Art "Wir sind was Besseres". Das ist hier nicht so. Man hat das Gefühl, auf einer Ebene mit jedem zu stehen.


Welche Ausbildungsinhalte machen Ihnen am meisten Spaß?

Medizinische Assistenz - in diesem Fach gehe ich am Meisten auf. Ich lebe dafür und staune immer wieder, wie sehr ein Mensch über sich hinauswachsen kann. Ich war früher gar nicht der Lernmensch - ich hatte immer das Gefühl, gerade Gehörtes direkt wieder zu vergessen. Das ist jetzt gar nicht mehr so. Ich könnte Ihnen noch genau sagen, was wir in unseren ersten Stunden behandelt haben. Unsere Dozentin Frau Böhmer ist immer sehr nah bei uns, sie ist eine wirklich tolle Lehrerin.


Gibt es etwas, dass Sie sich für die Zukunft wünschen?

Ich fände es wichtig, dass die Arbeit der Medizinischen Fachangestellten und aller anderen systemrelevanten Berufe mehr geschätzt würde. Viele Menschen wissen gar nicht, was eigentlich dahinter steckt, wer dahinter steht und was man eigentlich Tag für Tag leistet - gerade jetzt in diesen Zeiten.