"Ich bereue es nicht, diesen Schritt gegangen zu sein." - Michael Engel, Umschüler zum Verwaltungsfachangestellten
Guten Tag, Herr Engel! Bitte stellen Sie sich kurz vor.
Ja, Hallo! Mein Name ist Michael Engel, ich bin 48 Jahre alt und Vater einer zweijährigen Tochter. Ich lebe seit circa sieben Jahren in Brandenburg und bin seit zwei Jahren verheiratet.
Wo haben Sie vorher gelebt und gearbeitet?
Ursprünglich bin ich gestandener Niedersachse. Ich habe Kraftfahrzeugmechaniker gelernt und anschließend 16 Jahre bei der Volkswagen AG in der Forschung und Entwicklung gearbeitet, habe gutes Geld in meinem Arbeitsleben verdient. Durch meinen Job durfte ich sehr viele Kulturen weltweit kennenlernen.
Dann habe ich mich entschieden, Maschinenbau in Berlin zu studieren - das habe ich auch 5 Semester gemacht, bis ich festgestellt habe "Das ist nicht deins". Eigentlich hatte ich keine Lust, nur am Schreibtisch zu sitzen, weil ich zu VW zurückwollte. Deswegen habe ich meinen Kfz-Meister abgeschlossen - aber letzten Endes hat mich dann die Liebe hier in Brandenburg gehalten, weshalb ich doch nicht zurückgegangen bin.
Dann war ich erst einmal mit Meistertätigkeit in der Werkstattleitung beschäftigt - das änderte sich schlagartig, als ich gesundheitliche Probleme bekam. Seitdem darf ich in meinem erlernten Beruf nicht mehr körperlich arbeiten. Eine verfrühte Rente kam für mich nicht in Frage, da wäre mir die Decke auf den Kopf gefallen. Für mich gab es da leider nicht so viele Möglichkeiten in der Region, da hier mitarbeitende Meister gesucht werden - als Meister konnte ich also auch nicht mehr tätig sein. Also habe ich mich selbst darum gekümmert, bin zum Arbeitsamt gegangen und habe gesagt "So geht es nicht weiter, ich brauche Unterstützung, damit ich im Berufsleben wieder Fuß fassen kann".
Und wie kam es dann schlussendlich zu dem Berufswechsel?
Ich bin auf die Möglichkeit einer Umschulung gestoßen und begann, Schulen rauszusuchen, die mich interessierten, und mich viel zu belesen. Ich hab' mich viel informiert und hatte eigentlich erst den Kaufmann im Gesundheitswesen im Auge, bin dann aber auf den Verwaltungsfachangestellten umgeschwenkt - hauptsächlich, weil man da in vielen Bereichen arbeiten kann, nicht nur im Öffentlichen Dienst, sondern auch in der freien Wirtschaft. Schon in meinem alten Beruf musste ich viel verwalten und planen. Außerdem sind die Einstellungschancen für Verwaltungsfachangestellte grundsätzlich sehr gut. Und natürlich sind die Arbeitszeiten viel attraktiver. Früher habe ich von 07:00 Uhr bis 20:00 Uhr in der Werkhalle gestanden, Montag bis Samstag. Wenn nach der Umschulung alles normal läuft, werde ich nie wieder samstags arbeiten müssen, geschweige denn während der Arbeit frieren.
Und wie gut hat der berufliche Wechsel geklappt?
Ich habe einen Eignungstest ablegen müssen, bei dem es hieß, ich sei nicht "kommunikationsfähig" - was ich nicht nachvollziehen konnte. Immerhin hatte ich in meiner Berufslaufbahn mit vielen Menschen zu tun, auch als Werkstattleiter und bei der Ausbildung von Auszubildenden. Naja, dann musste ich noch einen Grundkompetenzkurs belegen. Zu meinem Glück hatte ich beim Arbeitsamt eine super Sachbearbeiterin, die sich sehr für mich eingesetzt hat - immerhin habe ich eine Familie, die ernährt werden muss. Innerhalb von circa 14 Tagen wurde mir mein Bildungsgutschein ausgestellt.
Und dann ging es zum bbw in die Umschulung?
Genau. Die bbw Akademie in Oranienburg war organisatorisch die beste Wahl für mich. Ich war einer der ersten meines Jahrgangs, der sich damals für diese Umschulung beworben hat, da es diese noch nicht so lange hier am Standort in Oranienburg gibt. Ich hatte ein sehr nettes Gespräch mit der Schulleiterin Frau Dr. Spormann, bei dem sie mir alles erklärt hat: Worum es geht, was jetzt gemacht werden muss, und was auf mich zukommt. Außerdem arbeitet die bbw Akademie hier mit der Brandenburgischen Kommunalakademie zusammen - die nehmen nicht nur die Prüfungen ab, sondern die Dozenten bringen einem auch viel Wertvolles direkt aus dem Berufsleben bei.
Ich habe mich damals riesig auf den Lehrgangsbeginn gefreut, ich bin mit vielen netten und interessanten Menschen in einer Lehrgangsklasse. Und als ich erstmal hier war, habe ich auch begonnen, in vielen Dingen umzudenken. Ich bin inzwischen seit knapp drei Wochen im Betriebspraktikum der Kommunalverwaltung Löwenberger Land, wo ich im Bereich Ordnungsamt zuständig bin. Das Klischee, dass man oft von draußen kennt - von wegen, Beamte schieben ja nur Akten von rechts nach links und sind alle faul - kann ich gar nicht bestätigen. Was die Tätigkeiten von Verwaltungsfachangestellten angeht, hat sich mein Denken wirklich um 180° gedreht. Die Arbeit ist nicht zu unterschätzen.
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihre Umschulung ausgewirkt?
Ich habe zeitlich ziemlich Glück gehabt - ich habe meinen Bildungsgutschein bekommen, kurz bevor alle Ämter zugemacht wurden. Meine Sachbearbeiterin und Frau Dr. Spormann haben sich wirklich sehr bemüht. Da ich Risikopatient bin, muss ich extra aufpassen. Aktuell sind wir im Online-Unterricht - mein Laptop daheim ist nicht der allerneuste, auch hier wurde mir von der Schule super geholfen und ein Gerät gestellt.
Wie bewerten Sie Ihren Berufswechsel nach diesen Erfahrungen?
Ich habe meinen alten Beruf sehr geliebt. Ich hätte mir auch nicht träumen lassen, dass ich mit fast 50 nochmal auf der Schulbank sitze, aber so ist es. Und je mehr ich über die Verwaltung lerne - was sind die Hintergründe, wie hängt was zusammen, welche Gesetze greifen - desto mehr wächst auch eine neue Liebe zu dem Beruf, den ich jetzt mache. Obwohl das erste halbe Jahr rückblickend schon eine Hausnummer für mich war: Ich musste mich wieder auf das Lernen einstellen, viele Klausuren schreiben, mich mit vielen Rechtsthemen auseinandersetzen.
In der bbw Akademie werden mir die Grundbausteine beigebracht, die ich im Betriebspraktikum vertiefen kann, und das macht mir unglaublich Spaß. Es ist nicht bloß Paragraphen wälzen: Ich konnte mein Schulwissen schon teilweise in meinem Betriebspraktikum anwenden und weiter darauf aufbauen. Meine Frau staunt oft, wenn ich ihr von meiner Ausbildung erzähle, weil man quasi Sozialpädagoge, Rechtsanwalt und vieles anderes gleichzeitig ist. Als Außenstehender sieht man das alles gar nicht.
In meinem Praktikum sagt man mir immer: Wenn du lernwillig bist, dann kann deine Arbeit ein Kinderspiel sein. Bist du hingegen nicht bereit , dich auf die Sache einzulassen, dann wirst du in diesem Beruf es sehr schwer haben. Ich kann jedem nur raten: Wer Verwaltungsfachangestellter lernen möchte, sollte eine Liebe zu Gesetzen und Bestimmungen mitbringen. Außerdem habe ich gelernt, dass man als Verwaltungsfachangestellter eine hohe Verantwortung gegenüber dem Bürger hat. Es ist kein leichter Beruf, aber nicht unmöglich - und man bekommt von den Schulen super Unterstützung. Könnte ich die Zeit nochmal 30 Jahre zurückdrehen, dann wäre ich vielleicht direkt in die Verwaltung gegangen. So eine Umschulung ist eine große Chance für jeden, der sich spät nochmal etwas Anderes suchen muss - das sollten die Leute würdigen.
Wie bewerten Sie Ihre Ausbildung beim bbw?
Die Schule hier gibt sich wirklich viel Mühe. Frau Dr. Spormann setzt sich immer tatkräftig für ihre Schüler ein. Was ich finde, das hier auch sehr gut vermittelt wird: Verwaltungsfachangestellte sitzen nicht nur im warmen Büro ihren Hintern platt und kassieren Steuergelder, sondern sind immer mehr Dienstleister für den Bürger. Es ist wichtig, dass das sichtbar wird, dass Bürger das Gefühl haben "Mir wurde geholfen". Das ist auch ein sehr wichtiger Aspekt für mich: In meiner Arbeit möchte ich die Bürger bei ihren Vorhaben und Projekten unterstützen.
Dass die Schule diese Umschulung anbietet, ist sinnvoll und wichtig. Verbesserungspotential gibt es immer, aber allgemein bin ich sehr zufrieden. Ich bereue es nicht, diesen Schritt gegangen zu sein. Wenn mir was nicht schmeckt, dann sage ich das auch - ich habe genug Arbeitserfahrung, um nicht mehr alles mitmachen zu müssen. Ich wurde von Anfang an super betreut, und ich empfehle diese Schule immer weiter.