Forschungsarbeit an der bbw Hochschule - Migrantenstudie 2015
Mit einer aktuellen Forschungsarbeit macht die
bbw Hochschule auf sich aufmerksam. Frau
Dr. Beate Schultz-Zehden, Professorin für Gesundheitsmanagement und Studierende ihres wirtschaftswissenschaftlichen Studiengangs legten zur
Berliner Landesgesundheitskonferenz im Dezember 2015 eine in den Medien vielbeachtete
"Berliner Migrantenstudie 2015" vor.
Die Idee der Hochschulleitung, die Nutzung von Gesundheitsvorsorgeleistungen durch Migranten zu erforschen, fand beim
Gesundheitswissenschaftlichen Institut (GeWINO) der AOK Nordost schnell Zuspruch und so auch einen Partner mit praktischem Interesse an den Untersuchungsergebnissen. Ziel der Migrantenstudie 2015 war es, herauszufinden, welchen
Zugang Migranten zu Gesundheitsleistungen in Deutschland haben.
Fast ein Jahr lang hatten die Studierenden unter Federführung von Prof. Schultz-Zehden dafür
302 Berliner Migrantinnen und Migranten,
Teilnehmer von berufsbezogenen Sprachförderungskursen, befragt, die sich im
bbw Bildungswerk der Wirtschaft in verschiedenen Berliner Bildungszentren auf eine Deutschprüfung und ihren Berufseinstieg vorbereiteten und sich deshalb gut genug auf Deutsch verständigen konnten, um die 26 Fragen des Fragebogens zu beantworten.
Die
Befragten kamen dabei nicht aus den jüngsten Flüchtlingsströmen, sondern leben im Schnitt schon seit sechs Jahren in Deutschland. Sie stammen
aus 65 Ländern und verfügen mehrheitlich über einen Bildungsabschluss, manche sogar über einen
Oberstufen- oder sogar einen Hochschulabschluss. Die Befragung zeigte, dass die befragten Migranten ein dementsprechend umfangreiches
Wissen über das Gesundheitssystem in Deutschland haben, das sich sogar nur unwesentlich von dem deutscher Versicherter unterscheidet. Nach der Auswertung der Daten konnten
erste interessante Erkenntnisse
über die Nutzung von Vorsorgeangeboten gewonnen werden.
So wurde vor allem deutlich, dass trotz der vergleichsweise langen Aufenthaltszeit in Deutschland bei 59 % der Migranten,
Sprachbarrieren die häufigste Ursache dafür sind, dass sie Gesundheitsvorsorgeangebote nicht in Anspruch nehmen konnten. Die Hälfte der Befragten gab aber an, dass diese Hürden für sie mit Hilfe von Freunden und Familie überwindbar sind. Immerhin etwa die Hälfte der Migranten, mit durchschnittlich 1,82 Kindern, nahm
für die Kinder regelmäßig Gesundheitsuntersuchungen in Anspruch. Im Herkunftsland gingen sie dafür etwa 20 % seltener zum Arzt. Vor allem Zahnuntersuchungen wurden von 71 % der Befragten genutzt, im Herkunftsland waren es nur 57 %. 13 % der Befragten gaben an, in Deutschland keine Gesundheitsvorsorgeangebote zu nutzen. 29 % der Studienteilnehmer nutzen aufgrund fehlender Informationen keine Vorsorgeuntersuchungen. Ein Grund dafür ist offenbar der Mangel an Übersetzungsstellen für das deutsche Gesundheitssystem z.B. bei Arbeitgebern. Dass in Deutschland die
Kosten für die Gesundheitsversorgung von Krankenkassen bzw. aus staatlichen Mitteln getragen werden, war 98 % aller Befragten bekannt.
"Die
Ergebnisse aus unserer Studie sind natürlich
nicht einfach übertragbar auf die Flüchtlinge, die seit dem Herbst in unser Land kommen. Ihre Bedürfnisse, ihr Wissen und ihre Aussagen zur Gesundheitsversorgung hier sind für die Versorgungssysteme ebenfalls
von großem Wert. Insofern gibt es schon
Interesse an einer Fortsetzung der Studie. Ob wir aber dabei seinund das leisten können, ist noch offen. In jedem Fall müsste eine Studie mit Bezug auf die Flüchtlinge, die erst seit kurzem in Deutschland sind,
mit einer anderen Methodik durchgeführt werden, schon allein um die Sprachbarriere zu überwinden." sagt Prof. Schultz-Zehden.
Hier einige
Publikationen zur Migrantenstudie 2015:
https://medonline.at/2015/versorgungsforschung-von-migranten-in-berlin/
http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/versorgungsforschung/article/902158/praeventionsangebote-sprachdefizite-barriere-viele-migranten.html?sh=1&h=1456718527
https://www.aok.de/nordost/presse/%E2%80%9EBerliner-Migrantenstudie%E2%80%9C-Nov%2012,%202015/detail/473/lastAction/index/page/1